Reli. Lernend. offen – KI :Diözesane Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium zu Künstlicher Intelligenz

Vierzehnheiligen. Arbeitsblätter erstellen, einen ganzen Podcast generieren, mit einem Jesus-Avatar chatten und noch Vieles mehr macht KI im Religionsunterricht möglich, aber ist das schon alles? Die Bamberger Reli.community am Gymnasium hat sich unter der Leitung von Dr. Melanie Kuhn-Lange in den Bildungshäusern Vierzehnheiligen zwei Tage lang im Rahmen der diözesanen Tagung in Kooperation mit dem KRGB die Frage nach Religionsunterricht angesichts Künstlicher Intelligenz gestellt. Die intensive vielperspektivische Auseinandersetzung ließ erkennen, dass KI als gesellschaftliche Realität notwendigerweise mehr als nur Hilfsmittel in einem modernen Religionsunterricht sein sollte.
Bereits die Begrüßung durch Ordinariatsrat Alexander Pfister ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ausgebuchten Fortbildungstagung zum differenzierten Umgang mit dem Thema KI, allerdings nicht ohne die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine herauszuarbeiten. Im Hauptreferat mit dem Titel „KI, (religiöse) Bildung und Religionsunterricht – zu einer chancenreichen Konstellation“ identifizierte Prof. Dr. Johannes Heger von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg klar als Zukunftsaufgaben von religiöser Bildung fünf Dimensionen für den Unterricht in einem Lernen mit, durch, trotz, ohne und über KI. Dabei betonte er, dass ein Schwarz-Weiß-Denken im Sinne des provokanten Veranstaltungstitels „KI – Anfang oder Ende des RU?!“ kein geeigneter Zugang zum Gegenwartsfeld der künstlichen Intelligenz sein kann. Diese sei vielmehr, als Ausdruck einer zunehmend digitalisierten Welt, genuiner Gegenstand religiöser Bildung und damit – in allen Facetten der notwendigen ethischen Auseinandersetzung - ein Mosaikstein eines aktuellen Religionsunterrichts.

Wie interessiert die Religionslehrerinnen und Religionslehrer daran waren, erste praxistaugliche Schritte der Auseinandersetzung mit der KI zu gehen, zeigte sich am Folgetag in vollbesetzten Workshops zu „KI konkret im Religionsunterricht“, die von der KEB Referentin Laura Troiano angeboten wurden. Sie stellte exemplarisch aus der Vielzahl im Bildungsbereich einsetzbarer KI-Tools, über die die Lehrkräfte in den digital bereitgestellten Veranstaltungsmaterialien (Padlet) eine erste Übersicht und Informationen erhielten, zwei Anwendungen (Duck.ai und Magisterium AI) mit Verwendungsoptionen für den Religionsunterricht näher vor. Hier wurde schnell deutlich, dass jeder Einsatz von KI im Unterricht immer Begleitung und fachliche Expertise der verantwortlichen Lehrkraft benötigt. Ebenso groß wie für die Digitalität war das Interesse an den brennenden aktuellen Fragen des RU am Gymnasium: nach dem neuem LehrplanPLUS, der Religionsbuchzulassungen für die Oberstufe, der neuer 13. Klasse und erstmaligem G9-Abitur in Katholischer Religionslehre, die durch die Schulbuchautor:innen („Leben gestalten“) Dr. Claudia Leuser und Thomas Lutz in gewohnt sachkundiger Weise beantwortet werden konnten. Auch der Workshop von Dr. Jürgen Bethke, der ein Lernarrangement zum Kinoklassiker Titanic für die 12. Jahrgangsstufe vorstellte, erweiterte die unterrichtspraktischen Kompetenzen für die neue Oberstufe am Gymnasium.
Dass aktuelle digitale Technologie nicht nur den Unterricht bereichern kann, sondern auch Kindern und Jugendlichen echte Teilhabe an Schule und Unterricht ermöglicht, konnten die Fortbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer im hybriden Workshop zum Schulavatar AV 1 erleben. Hannah Sartin und David Friedrich demonstrierten konkret, wie ein Telepräsenzavatar bei Langzeiterkrankungen und anderen Formen von Schulabwesenheit Kinder und Jugendliche dabei unterstützen kann, Teil der Klassengemeinschaft zu bleiben. Damit ermöglicht digitale Technik nicht nur reinen Wissenstransfer, sondern macht echte soziale Teilhabe möglich. Das fehlende Kind erhält einen sichtbaren Stellvertreter, der an seinem Platz sitzt und mit Lieblingsfarben, Schmuckstücken oder anderen Accessoires personalisiert werden kann, so dass eine Klasse unlängst feststellte: „Die Paula ist wieder da!“
Nicht nur an dieser Stelle regte die Veranstaltung zum Nachdenken an. Auch die Diskussion der Frage, wie und ob KI-Anwendungen geeignete Werkzeuge für den Religionsunterricht sein können, ließ erahnen, dass der Umgang mit KI, gerade beim Einsatz in Bildung und Schule, längerfristigen Austausch und Expertise braucht. Hier knüpften Prof. Dr. Konstantin Lindner vom Institut für Katholische Theologie an der Uni Bamberg und Dr. Melanie Kuhn-Lange mit ihrer Einladung zur Denkwerkstatt „Reli.weiter.denken“ an. Dieser in Bamberg entwickelte kooperative Denkraum zwischen Universität, Kirche und Religionsunterricht bietet mehrmals im Jahr Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen, digitalen Techniken und Innovationen auf dem Feld des Religionsunterrichts am Gymnasium. Alle teilnehmenden Lehrkräfte bleiben so auch über die beiden Fortbildungstage in Vierzehnheiligen hinaus zum weiterführenden Diskurs zu KI und Religionsunterricht in der Denkwerkstatt „Reli.weiter.denken“ eingeladen.
Ein spiritueller Zugang zur Thematik wurde von Susanne Gerdes vom Mentorat gelegt. Sie setzte die künstliche Intelligenz mit göttlicher Weisheit in Beziehung und lud unter diesem Titel zu einem besinnlichen Workshop ein. Ein abendliches musikalisches Angebot der besonderen Art mit dem Titel „Sang und Klang in der Basilika“ begeisterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Anton und Lena Schwarzmann brachten nicht nur die mit Kerzen illuminierte Basilika, sondern auch die Herzen der Religionslehrerinnen und Religionslehrer zum Klingen. Beim Gottesdienst zum Abschluss der Veranstaltung betonte Jürgen Herr, der staatliche Fachberater in Franken für Katholische Religionslehre am Gymnasium, in seiner durch zwei Chat-Bots mitgestalteten Predigt die Notwendigkeit eines reflektierten Umgangs mit Künstlicher Intelligenz.
Reli. Lernend. offen – KI – ließe sich, in Anlehnung an das bereits per Pressemitteilung angekündigte KI-Tool der evangelischen Kirchen in Bayern und Hessen (ELOKI), die Veranstaltung pointiert zusammenfassen.